Einheit hofft auf stimmungsvolle Kulisse gegen Görlitz
Nach dem gelungenen ersten Heimspiel im neuen Jahr steht für die Handballer des HC Einheit Plauen am Samstagnachmittag gleich die nächste Partie auf heimischem Parkett an. Zu Gast in der Einheit-Arena ist der Tabellenachte SV Koweg Görlitz und die Fans können sich hoffentlich auf ein Wiedersehen freuen.
„Wir wollen unsere Siegesserie weiter ausbauen und mit einer überzeugenden Leistung unserer Favoritenrolle gerecht werden“, lautet die Zielstellung des Einheit-Trainers Jan Richter, der weiß, dass die Fans immer die best mögliche Leistung der Füchse sehen wollen: „Ich habe die Mannschaft nach unserer schwachen Leistung gegen Radeberg bei der Ehre gepackt, sie noch einmal darauf eingeschworen, dass wir noch fast eine komplette Rückrunde erfolgreich zu bestreiten haben und wir unserem Anspruch gerecht werden wollen, vor allem auch vor eigenen Zuschauern“. Mit den Neißestädtern treffen die Rot-Weißen eigentlich auf einen deutlich stärkeren Gegner, der einen sehr guten Rückraum hat und „deshalb bin ich sicher, dass wir dann auch wieder zu alt gewohnter Stärke zurückfinden werden“, hofft der Übungsleiter: „Ich erwarte ein schnelleres Spiel, mehr Tore und mehr Spannung“. Doch es könnte ganz anders kommen, denn den Ostsachsen plagen große Personalsorgen, da krankheitsbedingt vier weitere Stammkräfte nicht zur Verfügung stehen und hinter Kreisläufer Roberto Savic sowie dem ehemaligen Einheit-Rückraumspieler Matyas Burda aufgrund von Fieber ein dickes Fragezeichen steht. Dazu kommt, dass Oliver Assmann einen Mittelfußbruch erlitten hat, operiert werden musste und noch länger ausfällt. Wie auch Stammtorwart Lukas Rohne, bei dem das Innenband sowie der Innenmeniskus angerissen ist und vom reaktivierten Routinier Erik Michel vertreten wird, der stark beim Parieren von Würfen aus der Nahdistanz ist sowie schon viele Siebenmeter vereitelt hat. Darauf reagierten die Grenzstädter, die am Mittwoch die Spielerlaubnis für ihren Neuzugang erhielten: Schlussmann Dominik Fiala wechselt aus Liberec zu den Blau-Gelben, wo bereits Burda und der ehemalige Auer Rückraumspieler Vojta Kozubik das Handballspielen erlernten. Trotz dieser suboptimalen Voraussetzungen wollen die Europastädter „einen kämpferischen Auftritt hinlegen, uns an individuellen Erfolgen hochziehen und Selbstbewusstsein tanken“, so Koweg-Trainer Michael Schuller, der am Samstag allerdings beruflich verhindert ist: „Wir wollen eine anständige Leistung abrufen, wohlwissend, dass es utopisch ist, an einen Punkt oder gar Erfolg zu denken“. So sieht der Übungsleiter die Partie wie ein Spiel unter verschärften Trainingsbedingungen an, das die Gäste nutzen wollen, um sich auf die nächsten Aufgaben vorzubereiten, um ihr Saisonziel Klassenerhalt zu erreichen. „Wir wollen uns mit diesem guten Gegner messen und so lange wie möglich zur Wehr setzen“, sagt Schuller: „Dass es einen Klassenunterschied geben wird, steht außer Frage“. Die Görlitzer stecken dennoch nicht den Kopf in den Sand, wollen sich ein paar Dinge erarbeiten und Abläufe festigen sowie im Angriffsspiel ein paar Akzente setzen. „Für ein Drittel meiner Bengels ist das ein Höhepunkt und so sollen sie sich auch präsentieren, mutig auftreten“, erzählt der Koweg-Trainer: „Die freuen sich auf die Partie, gegen solche gestandenen und extrem erfahrenen Akteure wie Petr Linhart oder Jan Faith zu spielen“. Denn die Lausitzer versuchen, die Ausfälle am Samstag mit Spielern aus dem Juniorteam sowie aus der A-Jugend zu kompensieren, wie der 17-jährige Savic, der vor der Saison direkt von der A-Jugend in die Sachsenliga gekommen und bereits eine Stütze im Mittelblock ist. Der Vorjahresachte setzt schon seit Spielzeitbeginn verstärkt auf junge Akteure, den eigenen Nachwuchs und die Zukunft: „Die Truppe fängt eigentlich jetzt erst mit ihrer Entwicklung an und deshalb denke ich, dass wir nächste Saison einen gesicherten Mittelfeldplatz anstreben können“, blickt Michael Schuller voraus. Allerdings macht sich dies auch bemerkbar, so fehlt den Grenzstädtern neben der körperlichen Präsenz auch noch manchmal die Abgezocktheit und in den entscheidenden Phasen die Spieler mit genügend Erfahrung, die dann in einer schwierigen Situation die Ruhe bewahren sowie die Riege führen. „Wir machen unter Druck dann Fehler“, ärgert sich der Übungsleiter: „Die Diskrepanz zwischen jugendlichem Enthusiasmus und der Abgezocktheit der erfahrenen Akteure ist zu hoch“. Das erklärt auch, wieso die Blau-Gelben in ihrem bisher besten Saisonspiel gegen Aue II nach gut 49 Minuten eine Vier-Tore-Führung noch aus der Hand gaben, da sie in den letzten elf Zeigerumdrehungen keinen einzigen Treffer mehr erzielen konnten, während die Erzgebirger die Begegnung mit einem 7:0-Lauf noch drehten. Oder wie letzten Sontag gegen die SG LVB, als sich die Europastädter eine desolate Angriffsleistung leisteten und das Aufeinandertreffen auf eigenem Parkett gegen einen Konkurrenten um den Klassenerhalt mit 28:32 verloren hatten. „Es war für alle ein Schuss vor den Bug, wahrscheinlich ein mentaler Ausrutscher, anders kann ich mir diese Leistung nicht erklären“, mutmaßt Schuller, der taktisch alles probiert hatte: „Wir hatten immer die Möglichkeit, uns abzusetzen, aber der Kopf machte einfach nicht mit, weil scheinbar die Überzeugung nicht da war“. So nahm der Druck wieder zu, denn mit einem Sieg hätten sich die Görlitzer etwas Luft im Abstiegskampf verschaffen können. Dass die Lausitzer dort stehen, liegt auch daran, dass sie noch immer nicht die zwei überraschenden Abgänge mit Kreisläufer Vit Sebek (zu Ligakonkurrent KJS-Club Dresden) und Rechtsaußen Lino Nincevic (zum Oberligisten ZHC Grubenlampe) kurz vor Beginn der Saison kompensieren können. Mit Robert Kaiser verpflichteten die Grenzstädter im Sommer einen ehemaligen Basketballer, der in der zweiten Liga auf Korbjagd ging und beim SC DHfK Leipzig ausgebildet wurde. Der 2,10 Meter große und 115 Kilogramm schwere Neuzugang, dem manchmal noch die Feinabstimmung fehlt, ist stark im Deckungs- sowie Blockspiel, antizipiert die Bälle gut und ist trotzdem schnell auf den Füßen. Stark in der Abwehr ist auch Martin Philipp, der aus der Verbandsliga Ost von Stahl Rietschen kam und mit 18 Zeitstrafen die meisten Hinausstellungen im Liga-Vergleich hat, dazu kommen noch drei rote Karten. „Martin ist kein unfairer Spieler, auch wenn er eine harte Deckung spielt“, nimmt der Übungsleiter seinen Kreisläufer in Schutz: „Auch wenn er sich manchmal etwas hölzern anstellt und überhastete Aktionen hat, für die er bestraft wird, wird er trotzdem zu oft zu Unrecht in die Holzhackerriege gestellt“. Im Offensivspiel müssen die Blau-Gelben für ihre Torerfolge sehr viel investieren, obwohl sie mit Burda, Kozubik und Florian Weickelt, der ebenfalls aus der Verbandsliga Ost vom OHC Bernstadt kam, einen starken Rückraum haben, der im Durchschnitt 18,4 Tore pro Spiel wirft. Weickelts Vater spielte übrigens über Jahre in der DDR-Oberliga, war Torschützenkönig und „hatte Dynamit im Arm, denn es gab zur damaligen Zeit keinen anderen Akteur, der einen härteren Wurf hatte“, weiß der Koweg-Trainer, der den Sohnemann trotz des ähnlich harten Wurfes manchmal noch bremsen muss: „Weil wir noch nicht optimal aufeinander abgestimmt sind, kommt es öfter noch zu Ballverlusten“. Das weiß auch Jan Richter und fordert: „Wir wollen jeden Fehler konsequent bestrafen“. Dass die Plauener möglichst viele Tempogegenstöße machen können, ist auch bedingt dadurch, dass den Gästen „manchmal der Wille fehlt, einem Ball hinterher zu rennen, der erlaufbar wäre“, gesteht Schuller, der seit 45 Jahren im Handball aktiv ist: „Das Rückzugsverhalten ist verbesserungswürdig“. Dazu kommt, dass der Vorjahresachte nicht nur die wenigsten Treffer über den Kreis erzielt hat, sondern auch im Konter und so fehlen viele einfache Tore. Die wollen auch die Spitzenstädter unterbinden, indem „wir wie im Hinspiel im Kollektiv zusammen stehen, die Räume verdichten und Görlitz immer wieder vor neue Aufgaben stellen, sodass sie nicht ins Spiel kommen“, erinnert sich Richter. Dass die Neißestädter nach zwölf Aufeinandertreffen mit lediglich 324 erzielten Toren den drittschlechtesten Angriff der Liga haben, hat wahrscheinlich darin seinen Ursprung, dass das gesamte Aufgebot in diesem Jahr noch kein einziges Mal zusammen trainieren konnte und während der aktuellen Spielzeit erst sechs Mal. „Das ist mehr als suboptimal und dafür machen es die Jungs eigentlich ganz ordentlich“, schätzt der Koweg-Trainer ein: „Wir holen aus den Möglichkeiten das Optimale heraus“. So konnten die Ostsachsen mit 10:14 Punkten bisher fünf Siege einfahren und gegen die direkte Konkurrenz aus Zwenkau, Freiberg II sowie Zwönitz und sogar zwei Mal gegen Radeberg gewinnen - auch, weil Fabrice Türkowsky mit 13 von 14 getroffen Siebenmetern den Sachsenliga-Bestwert inne hat. „Wir wissen, was auf uns zukommt, weshalb wir uns sehr gut darauf einstellen können und das ist auf jeden Fall ein Vorteil“, zeigt sich Einheit-Trainer Jan Richter optimistisch: „Wir müssen klug abschließen und mit Überzeugung werfen, dann werden wir auch wieder erfolgreich sein“. Das gelang den Vogtländern bereits vor sieben Jahren, als die Görlitzer das letzte Mal in der Einheit-Arena gastierten und vor knapp 600 Zuschauern einen 36:20-Kantersieg feierten - und vielleicht gelingt am Samstag wieder ein deutlicher Erfolg… (flow)
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