Einheit schnuppert an Sensation im Stadtderby
In einer erneut extrem spannenden Schlussphase unterlagen die Handballer des HC Einheit Plauen denkbar knapp mit 22:24 gegen den SV 04 Oberlosa. Wieso eine 13:8-Halbzeitführung nicht zum ersten Sieg gegen den Rivalen in der Mitteldeutschen Oberliga reichte.
Drei Jahre mussten die Handballfans darauf warten, am Samstagnachmittag war es dann endlich wieder soweit: Das neunte Stadtderby stieg zwischen dem HC Einheit Plauen und SV 04 Oberlosa - und sorgte wieder für eine volle Einheit-Arena. Schon vor Anpfiff des ganz besonderen Duells bekam so mancher der 876 Fans Gänsehaut, als sich der Einheit-Block mit 400 Fahnen in eine rot-weiße Wand verwandelte. „Wir haben das Spiel zu einem Handballfest gemacht und ich hoffe, dass sich die Zuschauer merken, was hier für den Sport sowie für die Region geboten wurde“, ist Einheit-Trainer Jan Richter begeistert. Diese grandiose Unterstützung von den Rängen schien die Füchse auf dem Parkett zu beflügeln, die wacher ins Spiel starteten und nach knapp vier Minuten bereits mit 2:0 führten. Nachdem der Zweitliga-erfahrene Kevin Roch die Partie zu Gunsten des Staffelfavoriten zum 3:2 drehte, wurde deutlich, dass sich die beiden Aufgebote nichts schenken werden und auf Augenhöhe sind. Doch es sollte die einzige Führung der Gelb-Schwarzen in der ersten Halbzeit bleiben, denn in der Schlussphase drehte der Aufsteiger und vor allem Torhüter Josef Pour mit insgesamt 14 Paraden so richtig auf. „Es war absolut überragend, wie die Abwehr gearbeitet, wie die Mannschaft zusammengestanden hat und was Pepe heute für eine Leistung gebracht hat, das war einmalig“, ist Richter stolz auf seine Auswahl: „Es war Handball zum Genießen“. Die durch diese starke Defensive erkämpften Ballgewinne nutzten die Reusaer effektiv, indem sie entweder über einen Konter abschlossen oder schnell auf den Punkt spielten, sich ans Spielkonzept hielten und so immer wieder dank guter Würfe einnetzten. Der Lohn für diesen bärenstarken ersten Durchgang war die verdiente und fast schon sensationelle 13:8-Halbzeitführung für Einheit. „Unsere Stärke war, dass wir eine unglaublich starke Mannschaftsleistung aufs Parkett brachten, dass die Jungs um jeden Ball gekämpft haben und dass sie sich wahnsinnig motiviert haben“, schwärmt der Übungsleiter: „Wir haben absolut clever im Angriff agiert, hatten nur einen technischen Fehler und wenige Fehlwürfe“.
Nach dem Seitenwechsel erhöhten die Füchse sogar noch auf 14:8, zeigten weiter ein Riesenspiel, doch die Nullvierer waren nun im Stadtderby angekommen und so schmolz der Vorsprung, auch weil die Gäste kraftvoller sowie dynamischer agierten. Auch, weil Einheits Mittelmann David Zbiral einen Schlag auf den Oberschenkel bekam und Rückraumspieler Petr Linhart noch angeschlagen war, der dennoch Verantwortung übernommen sowie gute Aktionen eingeleitet hat. Besonders Oberlosas Nico Schneider (sechs Tore) und Roch (fünf Treffer) nutzten ihre Zweitligaerfahrung, bevor Mitte der zweiten Halbzeit Miroslav Nedoma zum 18:18-Ausgleich traf. „Wir haben den ein oder anderen Fehler zu viel gemacht und hatten mit dem langen Wechsel Probleme“, analysiert Jan Richter. Doch erneut gelang dem Aufsteiger ein 3:0-Lauf, schien wieder auf die Siegerstraße zu kommen und ging mit einer 22:19-Führung in die Schlussphase. In dieser entschied dann vor allem die bessere Chancenverwertung zu Gunsten der Randplauener, die beim 23:22 sechs Minuten vor Abpfiff die Führung übernahmen. „Wir hatten dann am Ende mehr zu verlieren als zu gewinnen und ab dieser Phase hat man gemerkt, dass jeder Meter schwer wurde“, sucht der Übungsleiter nach einer Erklärung: „Das war die spielentscheidende Phase, in der uns auch die Kraft fehlte, was Oberlosa bestraft hat“. Die Hausherren gaben sich dennoch nicht geschlagen und überzeugten mit Spielstärke, doch zu einem Torerfolg reichte es in den letzten elf Zeigerumdrehungen nicht mehr. Denn der in der Schlussphase eingewechselte SV-04-Torhüter Henric Ebert brachte reihenweise die Einheit-Werfer zur Verzweiflung und wurde so zum Matchwinner. „In dieser Phase haben wir das Spiel verloren, da müssen wir zwei Tore machen, haben die Chancen dafür gehabt“, sagt Jan Richter: „Der nicht verwandelte Siebenmeter und die zwei verworfenen Konter haben uns das Genick gebrochen, da fehlte uns das Spielglück“. Nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung wegen eines Stürmerfouls in der Schlussminute folgte die Spielentscheidung, als Jakub Kolomaznik zum 24:22-Endstand für Oberlosa in dem packenden Stadtderby traf. „Ich mache meiner Mannschaft ein unglaublich großes Kompliment“, so ein trotz der ersten Niederlage seit eineinhalb Jahren sehr zufriedener Einheit-Trainer Jan Richter: „Ich glaube, man hat heute gesehen, welche Mannschaft sprichwörtlich das Herz auf dem Parkett gelassen, welche Mannschaft wirklich alles gegeben hat und welche Mannschaft absolut am Limit war“. (flow)
HC Einheit Plauen: Pour, Misar, Hujer - Model, Wokan (3 Tore), Janàsek, Krüger (3), Gehring (1), Linhart (2/davon 1 Siebenmeter), Kacin (4), Jahn (3), Zbiral, Faith (2), Horky, Pecek (1), Sira (3); Trainer Jan Richter, Co-Trainer Heiko Schuster, Mannschaftsverantwortlicher Bernd Grimm, Physio Antonia Weller
SV 04 Oberlosa: Foluszny, Ebert - Stäglich, Roch (5), Beketov, Roth, Pfeiffer, Schauer, Schneider (6), Duschek, Hertel (2), Hanisch (2), Kolomaznik (1), Nedoma (3), Kucharik (4/3), Naumann (1); Trainer Ladislav Brykner, Co-Trainer David Woitke, Mannschaftsverantwortlicher Steffen Hertel, Physio Maxie Fankhänel
Verwarnungen: 1 für HC Einheit Plauen, 1 für SV 04 Oberlosa
Zeitstrafen: 5 für HC Einheit Plauen, 2 für SV 04 Oberlosa
Siebenmeter: 2 für HC Einheit Plauen, 4 für SV 04 Oberlosa
Zuschauer: 876
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