Einheit bejubelt im zweiten Auswärtsspiel zweiten Sieg
Die Oberliga-Handballer des HC Einheit Plauen haben am Samstagabend einen wichtigen Erfolg gefeiert: Beim HSV Apolda gewann der Aufsteiger denkbar knapp mit 24:23. Wieso um die zwei Punkte erneut bis zur letzten Sekunde gezittert werden musste und wer den Sieg festhielt.
Das Duell der beiden Tabellennachbarn war nichts für schwache Nerven: Auch wenn Jan Richter im Vorfeld die Partie bei den Glockenstädtern nicht zu einem Pflichtsieg ausrufen wollte, so bezeichnete der Einheit-Trainer die Begegnung als ein richtungsweisendes Aufeinandertreffen. Dass es für beide Mannschaften um extrem viel geht in dieser Partie, das zeigte sich gleich zu Beginn: Die Thüringer, die für eine klassische 6:0-Abwehr bekannt sind, überraschten die Füchse mit einer offensiven 5:1-Defensivformation - und dieser taktische Kniff sollte sich gleich auszahlen, denn die Hausherren lagen nach nur vier Minuten mit 2:0 in Führung. „Das hat uns einige Probleme bereitet und dadurch leisteten wir uns auch einige Fehlwürfe“, erklärt Richter: „In der Folge konnten wir uns dann darauf einstellen und kamen immer besser ins Spiel“. So sollte Mitte der ersten Halbzeit die stärkste Phase der Rot-Weißen kommen, die angeführt von ihrem gut aufgelegten Torhüter Jan Misar einen 5:1-Lauf aufs Parkett legten und dadurch die Begegnung von einem 3:5 zu 8:6 drehen konnten. „Wir haben richtig gut verteidigt, haben dadurch Apolda sehr oft ins Zeitspiel gezwungen und nutzten die daraus resultierenden Ballgewinne sowohl im Tempogegenstoß als auch im Positionsspiel konsequenter aus“, lobt der Übungsleiter. Doch dann leisteten sich die Plauener erneut zu viele Ballverluste und „schafften vor allem im Angriff nicht das umzusetzen, was wir uns vorgenommen hatten“, ärgert sich Jan Richter. Die Folge war eine 14:12-Führung für die Glockenstädter kurz vor dem Ende des ersten Durchgangs, die seit der 23. Minute ohne ihren ungestümen Zentrumsdecker Alexander Berceanu auskommen mussten, da dieser nach drei Zeitstrafen disqualifiziert wurde. Zwei Zeigerumdrehungen vor der Pause nahm dann der Einheit-Trainer seine erste Auszeit, um taktische Änderungen vorzunehmen - und die wirkten, denn „wir sind dann endlich mal in die Tiefe gegangen, wodurch wir nur noch auf Kosten einer Zeitstrafe gestoppt werden konnten“, berichtet Richter, der sich dann noch in doppelter Überzahl über den 14:14-Ausgleich freuen durfte.
Noch bevor die Vogtländer nach dem Seitenwechsel an die zuversichtlich stimmende Schlussphase der ersten Halbzeit anknüpfen konnten, mussten sie die nächste Hiobsbotschaft verkraften: Maximilian Krüger verletzte sich bei einer Offensivaktion im linken Oberschenkel und war fortan zum Zuschauen verdammt. Da neben dem Kapitän auch schon seit drei Wochen Mittelmann David Zbiral ausfällt und Petr Linhart angeschlagen ins Aufeinandertreffen ging, gingen so langsam dem Einheit-Trainer die Rückraumspieler aus. Trotz dieser fehlenden Wechseloptionen gelang es den Füchsen, sich bis Mitte des zweiten Durchgangs durch eine überragende Defensive einen Drei-Tore-Vorsprung beim 20:17 zu erspielen. „Wir haben dann auch im Positionsangriff Lösungen gefunden, sind mehr in die Breite und öfter ins Eins-gegen-Eins gegangen“, so Jan Richter, dessen personelle Sorgenfalten sich anschließend noch weiter vergrößern sollten. Denn als Kevin Model einen Tempogegenstoß der Thüringer unterbinden wollte, trifft der Apoldaer den Linksaußen mit der Schulter im Gesicht und bricht ihm die Nase. In der Folge liefen die Rot-Weißen auf dem Zahnfleisch, die Fehler häuften sich vor allem im Angriff und die Hausherren konterten die Plauener aus. Deshalb sah sich der Einheit-Trainer beim Stand von 22:21 nach 52 Minuten gezwungen, seine zweite Auszeit zu nehmen und auf eine 4:2-Offensivformation mit zwei Kreisläufern umzustellen. Zwar kassierten die Spitzenstädter wenig später den 22:22-Ausgleich, doch es sollte der einzige und letzte Gleichstand in der zweiten Halbzeit bleiben. Denn Linhart legte erst wieder von der Siebenmeterlinie zum 23:22 vor, bevor der erfolgreichste Werfer der Partie mit seinem achten Tor auf 24:22 erhöhte. Die Entscheidung? Nein, denn die Thüringer verkürzten drei Zeigerumdrehungen vor Abpfiff auf 23:24 und ließen so noch einmal die knapp 200 Heimfans auf den zweiten Sieg hoffen, während für die 20 Gästefans das große Zittern begann. Dass die Vogtländer nicht in letzter Sekunde noch die so wichtigen zwei Punkte verloren haben, hat der Aufsteiger seinem Schlussmann Josef Pour zu verdanken, der seine überragende Leistung in den letzten acht Minuten mit sieben parierten Bällen, darunter ein Siebenmeter und drei Konter, krönte. „Den Sieg hat sich die Mannschaft erspielt und Pepe hat ihn festgehalten“, sagt Richter stolz: „Die Auswahl hat Moral und Nervenstärke bewiesen“. Mit nun 5:5 Punkten nach fünf Spielen stehen die Füchse aktuell auf dem achten Tabellenplatz in der Mitteldeutschen Oberliga und haben sich einen Drei-Zähler-Vorsprung auf die Abstiegsränge erarbeitet. „Trotz des zweiten Sieges im zweiten Auswärtsspiel können wir mit der Mannschaftsleistung nicht vollends zufrieden sein, da die Angriffsleistung ausbaufähig war, wir Überzahlsituationen nicht gut ausgespielt und uns zu viele Ballverluste sowie technische Fehler geleistet haben“, resümiert Einheit-Trainer Jan Richter: „Es war ein teuer erkaufter Sieg, wir sind sehr froh über die zwei Punkte und in Anbetracht der vielen verletzten Spieler muss man einfach mal zufrieden sein, wenn man trotzdem gewonnen hat“. (flow)
HC Einheit Plauen: Pour, Misar, Hujer - Model, Wokan (1), Janàsek, Krüger (2), Gehring (4), Linhart (8/3), Kacin, Jahn (5), Horky, Pecek (2), Sira (2); Trainer Jan Richter, Co-Trainer David Zbiral, Mannschaftsverantwortlicher Bernd Grimm, Physio Antonia Weller
HSV Apolda: Ban (1), Wenke (4), Smiljcic (4), Dejmek (2), Mirilo, Berceanu (2), Pohl, von Lipinski, Pristas, Heinemann (2), Toskoski (1), Langer (5), Winter (2), Kurrat, Diestelberg, Trainer Ralph Börmel, Mannschaftsverantwortlicher Andreas Schöppe
Verwarnungen: 1 für HC Einheit Plauen, keine für HSV Apolda
Zeitstrafen: 5 für HC Einheit Plauen, 7 für HSV Apolda
Siebenmeter: 6 für HC Einheit Plauen, 2 für HSV Apolda
Disqualifikation: 1 für HSV Apolda (ohne Bericht)
Bild zur Meldung: Einheit bejubelt im zweiten Auswärtsspiel zweiten Sieg