Einheit feiert sensationellen Sieg
Noch nie konnten die Oberliga-Handballer des HC Einheit Plauen bei der HG 85 Köthen gewinnen. Doch am Samstagabend beschenkten die Füchse ihrem Co-Trainer Heiko Schuster mit dem 29:25-Erfolg zwei Punkte zum Geburtstag. Wie dieser historische Triumph trotz eines zwischenzeitlichen 15:20-Rückstandes gelungen ist.
Scherben sollen ja bekanntlich Glück bringen: Als die Rot-Weißen nach ihrer Ankunft in Köthen die Heckklappe öffneten, fielen ihnen die beiden Bierkästen aus dem Kofferraum heraus und einige Flaschen auf den Boden - und gingen beim Aufprall kaputt. „Es ist das erste Mal, dass wir in Köthen gepunktet haben und dann gleich doppelt“, freut sich Co-Trainer Heiko Schuster: „Die Mannschaft hat gemerkt, dass sich gute Leistung auszahlt und dafür haben wir uns endlich mal belohnt“. Dabei drohte nach dem 0:4 nach gerade einmal gut drei Minuten die nächste Niederlage bei den formstarken Bachstädtern, zumal die Bilanz der Spitzenstädter gegen die Sachsen-Anhaltiner schlechter kaum sein könnte: In elf Partien gelang lediglich ein Heimsieg. „Die Abwehr war noch nicht präsent und im Angriff haben wir drei freie Würfe liegen gelassen“, ärgert sich Schuster, der den verletzten Jan Richter an der Seitenlinie vertrat. Diesem Rückstand liefen die Vogtländer bis zur Halbzeit beim Stand von 15:19 hinterher. Doch nach der Pause kamen die Plauener wie einmal komplett ausgewechselt aus der Kabine, zwar erzielte Köthen noch das 20:15, aber in der Folge legten die Füchse eine Aufholjagd aufs Parkett, die ihres Gleichen sucht und keine einzige Schwächephase hatte. Denn von der 32. Minute bis zur 53. Minute ließen die Rot-Weißen in 21 Zeigerumdrehungen nur einen einzigen Treffer zu und glichen nicht nur nach gut 40 Minuten zum 21:21 aus, sondern führten auch zu Beginn der Schlussphase mit 26:21. „Wir haben dann endlich so gespielt, wie wir es uns vorgenommen hatten und es stand nun eine Verteidigung auf dem Parkett, nicht mehr nur sechs Spieler“, so der Co-Trainer: „Wir haben eine extrem starke Defensive gestellt, Lukas Horky hat überragend in der Deckung agiert und haben dann auch die Tore im Angriff gemacht“. Die Abwehr der Spitzenstädter hat nun zugegriffen, ist auf die Werfer herausgegangen und in der Offensive haben sie die Chancen effektiv im Gegensatz zum ersten Durchgang verwandelt. „Wir haben mit einer offensiven 5:1-Deckung gespielt, wenn die beiden wurfstarken Frank Grohmann sowie Lukas Krug im Rückraum zusammen zum Einsatz kamen und wenn nur Grohmann oder Krug gespielt hat, dann sind wir zurück in eine 6:0-Formation“, erklärt Heiko Schuster: „Auch war dann die Abstimmung im Mittelblock viel, viel besser, weil einer konsequent den Kreisläufer gedeckt und der andere den Rückraumspieler gar nicht zum Wurf kommen lassen hat, sondern bereits bei Ballannahme festgemacht oder gestört hatte“. So konnte der viertbeste Oberligawerfer Krug zwar sechs Mal einnetzen, allerdings nur wie sein Pendant Grohmann auf der rechten Seite vor dem Seitenwechsel, der sogar nur zwei Mal aus dem Spiel heraus in die Maschen traf. „In der Offensive hat die Mannschaft nun den Angriff-Abwehr-Wechsel und die Halbdecker angegriffen“, gibt der Co-Trainer taktische Einblicke: „Wir haben es mit der schnellen Mitte oder der zweiten Welle geschafft, genau das Spiel auf die wechselnde Position zu verlagern, um dort eine Überzahlsituation zu schaffen und diese haben wir auch konsequent ausgenutzt“. Aber auch Zwei-Minuten-Strafen konnten die Vogtländer immer wieder mit ihrem schnellem Spiel herausholen, wenn die Füchse in die Lücke stießen und sich die Sachsen-Anhaltiner nur noch mit einem Foul zu helfen wussten - so waren die Hausherren in dieser Phase zehn Minuten in Unterzahl. „Jeder hat seine Tore gemacht und das war auch unsere Stärke, weil sich Köthen nicht auf einzelne Spieler konzentrieren konnte, da wir von jeder Position Torgefahr ausstrahlten“, sagt Schuster. Auch ließen sich die Rot-Weißen nicht vom einzigen Siebenmeter-Fehlwurf beim Stand von 20:21 verunsichern, ergänzt der Co-Trainer: „Dass die Begegnung in diesem Moment kippen könnte, darüber habe ich mir gar keine Sorgen gemacht, weil wir in so einem Flow waren, dass es egal war, ob wir das Strafwurftor machen oder dann halt einen Angriff später“. So war es dann auch, denn der Linksaußen selbst traf zum 21:21-Ausgleich und nach einer Parade des Kopfleger-Strafwurfes von Grohmann gegen Torhüter Jan Misar erzielte Jan Faith ebenfalls per Siebenmeter die erstmalige 22:21-Führung. „Fathi hat in den wichtigen Situationen Ruhe ins Spiel gebracht, mit Übersicht agiert und seine ganze Erfahrung ausgespielt“, lobt Heiko Schuster den Rechtsaußen. Die Bachstädter versuchten in der Folge alles, wechselten sowie stellten viel um, sind aber immer wieder an der immens starken Defensive verzweifelt und konnten so in der Offensive kaum noch Torgefahr entwickeln - trotz zweier kurz nacheinander genommenen Auszeiten. „Wir haben Köthen ständig vor neuen Herausforderungen gestellt, die sie nicht lösen konnten“, berichtet der Co-Trainer. Erst in der Schlussphase konnten dann die Bachstädter zwei Überzahlsituationen für sich nutzen und kamen noch drei Mal auf drei Tore heran, doch die Begegnung zu ihren Gunsten konnten sie nicht mehr kippen. „Das haben wir souverän heruntergespielt, endlich clever agiert und die Angriffe so lange ausgespielt, bis sich die gute Abschlussmöglichkeit ergab, die effektiv genutzt wurde“, so ein stolzer Schuster: „In der zweiten Halbzeit haben wir insgesamt nur fünf Tore über die beiden Außen sowie einen einzigen Treffer aus dem Rückraum zugelassen und die meisten Würfe sind schon in der Verteidigung um den souveränen Abwehrchef Horky geblockt oder rausgegangen worden“. Scherben scheinen doch Glück zu bringen… (flow)
HC Einheit Plauen: Misar, Hujer - Model (2), Wokan (3), Janàsek (4), Krüger (5), Gehring (1), Kacin (4/1), Jahn (2), Zbiral (3), Faith (2), Horky, Pecek, Sira (3); Trainer Heiko Schuster, Mannschaftsverantwortlicher Bernd Grimm
HG 85 Köthen: Krug (6), Groll (2), Hensen (1), Kanzler, Grohmann (4/2), Serfas, Tarek Jaidi (3), Just (4), Milkow (2), Yasin Noah Jaidi, Kuhl (3), Rosenkranz, Konsel; Trainer Martin Lux, Co-Trainer Matthias Lache, Mannschaftsverantwortlicher Rene Nowak, Physio Tim Gmirek
Verwarnungen: 2 für HC Einheit Plauen, 2 für HG 85 Köthen
Zeitstrafen: 4 für HC Einheit Plauen, 6 für HG 85 Köthen
Siebenmeter: 4 für HC Einheit Plauen, 3 für HG 85 Köthen
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