Einheit gibt Sieg im Stadtderby aus der Hand
Es sollte wieder nicht sein: Die Handballer des HC Einheit Plauen müssen sich dem SV 04 Oberlosa vor 850 Zuschauern in der ausverkauften Kurt-Helbig-Halle erneut mit 27:29 geschlagen geben. Wieso den Füchsen wieder eine Sechs-Tore-Führung nicht zum erstmaligen Erfolg beim Favoriten in der Mitteldeutschen Oberliga reichte.
Trotz der so bitteren 27:29-Niederlage skandierten die rot-weißen Fans noch Minuten nach Abpfiff lautstark „Einheit, Einheit“, schenkten den mit hängenden Köpfen sich bedankenden Spielern mit langanhaltendem Applaus die Anerkennung für ihren aufopferungsvollen Kampf im Stadtderby und ließen rotes Konfetti als Lob für die bärenstarke Leistung der Reusaer am Samstagabend regnen. „Wir haben alles gegeben und alles reingeworfen, aber am Ende wie im Hinspiel nicht das Glück auf unserer Seite gehabt“, sagt ein enttäuschter Einheit-Trainer Jan Richter: „Ich kann der Mannschaft nur ein großes Kompliment machen, was sie gezeigt hat, war wirklich richtig gut“. Sensationell waren vor allem die ersten 19 Minuten, als den Rot-Weißen nahezu alles gelang: Der nach fast viermonatiger Verletzungspause erstmals wieder auf dem Parkett stehende Petr Linhart verwandelt den ersten Siebenmeter zum 3:1 sowie den zweiten Strafwurf zum 5:1, der erneut in Gala-Form auftrumpfende Torhüter Josef Pour veredelt seine zahlreichen Paraden mit einem gehaltenen Strafwurf gegen den besten Siebenmeterwerfer der Liga Ivan Kucharik beim Stand von 11:5 und Petr Jahn lässt mit dem 12:6 die Einheit-Herzen höher schlagen. „Die Defensive hat eine überragende Verteidigung gestellt und unser Abwehrzentrum hat wahnsinnig hart geackert“, lobt Richter: „Unser wieder einmal perfekt aufgelegter Pepe hat Oberlosa zeitweise zur Verzweiflung gebracht“. Dass die Füchse diesmal noch näher dran an der großen Überraschung als bei der 22:24-Hinspiel-Niederlage waren, zeigten die nächsten vier Zeigerumdrehungen: Nachdem die Nullvierer erst mit einem schnellen Doppelschlag innerhalb von 48 Sekunden auf 8:12 verkürzen konnten, kassierte auch noch Jahn eine Zeitstrafe, doch Einheit-Kapitän Maximilian Krüger ließ sich davon nicht verunsichern und traf zum umjubelten 13:8. Da die Reusaer während ihrer Unterzahl im Angriff einen sechsten Feldspieler zu Gunsten des herausgenommenen Schlussmannes einsetzten, bliebt der Einheit-Kasten verwaist, was die Schwarz-Gelben mit einem schnell ausgeführten Anwurf ausnutzen wollten. Doch Pour sprintete zurück in Richtung Tor und blockte dabei den Wurf mit seinem Fuß, was die nächste Zwei-Minuten-Strafe zur Folge hatte. Auch dieser erneute kleine Nackenschlag änderte nichts am souveränen Agieren der Rot-Weißen, die das Zeitspiel bis zum letzten Pass ausspielten und wieder war es Krüger, der alles in seinen Abschluss reinwarf - und so den so wichtigen Fünf-Tore-Vorsprung mit seinem Treffer zum 14:9 wiederherstellte. In der Schlussphase der ersten Halbzeit verließ dann den Füchsen das nötige Quäntchen Glück und auch ein Kräfteverschleiß machte sich bei den am Limit spielenden Reusaern bemerkbar: So scheiterte erst Linhart zwei Mal beim Siebenmeter am nun immer stärker werdenden Oberlosaer Torhüter Patryk Foluszny, dann flog ein etwas zu weit gespielter Konterball von Pour ist Aus. Zwar verlagerte die auf eine 5:1-Formation umgestellte Abwehr erst gut und Pour konnte sich mit der nächsten Parade auszeichnen, doch den Abpraller verwandelte der mit insgesamt acht Treffern erfolgreichste Nullvierer Sebastian Naumann zum 13:16-Pausenstand. „Leider haben wir dann drei, vier Fehler zu viel gemacht und so schmolz der Vorsprung“, ärgert sich der Einheit-Trainer: „Es war ein Duell auf absolut hohem Niveau und dann entscheiden Kleinigkeiten“.
Wie in der 33. Minute, als sich Jakub Sira über seine zweite Zeitstrafe zu laut bei dem Auer Schiedsrichtergespann beschwerte und dafür nochmal eine Zwei-Minuten-Strafe erhielt, die zur Disqualifikation führte - besonders bitter, denn die erste Hinausstellung hätte nicht Sira, sondern Lukas Horky bekommen müssen. Zwar hielt Pour den folgenden fälligen Strafwurf von Naumann, dennoch verkürzte der ehemalige Einheit-Jugendspieler Nico Schneider auf 17:19 und in der 38. Minute sollte es noch schwerer für die Rot-Weißen werden. Denn Adam Janàsek macht beim Verteidigen einen zu großen Schritt, trifft dabei seinen abspringenden Gegenspieler und muss nicht nur verletzt das Parkett verlassen, sondern bekommt dafür auch die rote Karte. Damit stand in den letzten und entscheidenden 22 Minuten des Stadtderbys Einheit-Trainer Jan Richter kein gelernter Rechtsaußen mehr zur Verfügung, da sich bereits Dominik Pecek nach seinem Tor zum 1:0 schwer am Knie verletzt hatte und Jan Faith berufsbedingt fehlte sowie die Alternative Sira bereits hinausgestellt wurde. Mit dem folgenden fälligen Siebenmeter von Kucharik konnten die Schwarz-Gelben nach dem 1:2 nicht nur erstmals wieder den Anschlusstreffer zum 18:19 erzielen, sondern auch wenig später den erstmaligen Ausgleich beim 19:19 und in der 41. Minute sogar die erste Führung beim 20:19 - und krönten damit ihren 4:0-Lauf binnen fünf Zeigerumdrehungen. Zwar erzielte David Zbiral noch den 20:20-Ausgleich, doch Oberlosa erspielte sich mit einem 3:0-Lauf einen spielentscheidenden Drei-Tore-Vorsprung beim Stand von 23:20, der bis zum 25:22 nach 49 Minuten halten sollte. „Wenn drei Spieler wegfallen, dann wird`s sehr, sehr schwer, aber ich möchte das nicht als Grund durchgehen lassen“, so Richter: „Die drei Ausfälle konnten wir dann leider aber nicht mehr kompensieren und dann schwanden bei den Spielern auch noch zunehmend die Kräfte“. Dennoch gaben sich die Füchse noch nicht geschlagen, stellten auf eine 3:2:1- beziehungsweise 3:3-Defensivformation um und kamen zu zwei Ballgewinnen, die im Einheit-Lager zum Hoffnung machenden 24:25- sowie 25:26-Anschlusstreffer führten. Doch die Reusaer konnten die Partie nicht mehr zum Kippen bringen, zu abgezockt agierten die Nullvierer, die dank ihres breiten Kaders ohne einen Leistungsabfall durchwechseln konnten und mentale Stärke bewiesen sowie sich weiterhin auf ihren starken Rückhalt Foluszny zwischen den Pfosten verlassen konnten. „Oberlosa ist dann einfach zu gut besetzt und nutzte unsere Fehler gnadenlos aus“, weiß Jan Richter: „Bei uns sind zwei Konterpässe nicht angekommen, wir haben drei Siebenmeter verworfen sowie gingen einige Abpraller zum Gegner und dass wir deshalb erneut denkbar knapp verlieren ist unglaublich schade, aber vielleicht sind sie deshalb auch der Spitzenreiter“. Dieser machte dann in Unterzahl alles klar, als Franz Schauer mit einem Kempa-Trick zum 29:26 einnetzte und im Gegenzug Foluszny den Strafwurf von Krüger parierte. „Die Stimmung war geil, das Spiel war geil, nur das Ergebnis passt nicht“, resümiert der Einheit-Trainer: „Auf diese Leistung können wir aufbauen, wir haben noch viele Begegnungen zu bestreiten und mit so einer Leistung werden wir die auch gewinnen sowie den Klassenerhalt so schnell wie möglich perfekt machen“. (flow)
HC Einheit Plauen: Pour, Misar, Hujer - Model, Wokan (1), Janàsek (1), Krüger (3), Gehring (1), Linhart (6/2), Kacin (5), Jahn (4), Zbiral (3), Horky (2), Pecek (1), Sira; Trainer Jan Richter, Co-Trainer Heiko Schuster, Mannschaftsverantwortlicher Bernd Grimm, Physio Antonia Weller
SV 04 Oberlosa: Foluszny, Ebert - Stäglich, Beketov, Roth (2), Pfeiffer, Schauer (4), Schneider (3), Duschek, Hertel (4), Hanisch (3), Kolomaznik (1), Nedoma (2), Kucharik (2/1), Naumann (8/2); Trainer Ladislav Brykner, Co-Trainer David Woitke, Mannschaftsverantwortlicher Steffen Hertel, Physio Patrik Baumann
Verwarnungen: keine für HC Einheit Plauen, keine für SV 04 Oberlosa
Zeitstrafen: 7 für HC Einheit Plauen, 4 für SV 04 Oberlosa
Siebenmeter: 5 für HC Einheit Plauen, 5 für SV 04 Oberlosa
Disqualifikationen: 2 für HC Einheit Plauen (ohne Bericht), keine für SV 04 Oberlosa
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