Einheit verliert am Ende zu hoch gegen Tabellenführer
Es war das Spitzenspiel am vierten Spieltag in der Regionalliga Mitteldeutschland und es begeisterte die 350 Zuschauer, auch wenn sich die Handballer des HC Einheit Plauen am Samstagabend erstmals in dieser Saison mit 22:30 gegen den NHV Concordia Delitzsch geschlagen geben mussten. Wieso es den Füchsen trotz einer 17:16-Führung in der zweiten Halbzeit nicht gelungen ist, dem weiter verlustpunktfreien Meisterschaftsfavoriten „ein Beinchen zu stellen“.
Die tiefe Enttäuschung war nicht nur dem Einheit-Trainer sichtlich anzumerken. „Das Ergebnis spiegelt nicht unsere Leistung wider“, ärgert sich Mario Schuldes über die 22:30-Niederlage: „Acht Tore sind zu viele.“ Denn die Rot-Weißen machten 40 Minuten ein richtig gutes Spiel, stellten eine überragende Abwehr und konnten so über das schnelle Umschaltspiel viele einfache Tore erzielen. „Wir brauchten diese Aktivität von allen sechs Positionen, weil Delitzsch sehr gut den zweiten Mann bindet und dann weiter spielt - und deshalb musste auch die übernächste Position mit helfen“, lobt Schuldes: „Das haben wir sehr gut gemacht und so haben wir auch den wurfstarken NHV-Angriff in den Griff bekommen.“ Dazu hatten die Hausherren einen glänzend aufgelegten Torhüter Jan Misar zwischen den Pfosten, der sich allein in der ersten Halbzeit mit acht Paraden auszeichnen konnte. „Das sorgte auch für Sicherheit im Angriff“, ergänzt der Übungsleiter: „Wir waren in der Offensive immer dann erfolgreich, wenn wir weniger übers Zentrum gespielt haben und wie vorgenommen in die Breite gekommen sind.“ Doch zu Beginn der Partie gelang das den Spitzenstädtern noch nicht, die schwer ins Spiel kamen, weil die Verteidigung nicht stand und so fast jeder Angriff der Nordsachsen erfolgreich war. „Wir hatten kein gutes Gefühl, die Defensive hat keinen Zugriff bekommen und dennoch sind das zu viele Gegentore“, kommentiert Mario Schuldes den 4:9-Rückstand nach 13 Minuten: „Auch haben wir schlecht geworfen, vier freie Bälle nicht in den Maschen unterbekommen und versucht, Halbchancen an den Kreis zu spielen, was wir nicht machen wollten, weil die Delitzscher uns so zwei Bälle herausfangen.“ Doch die Auszeit des Einheit-Trainers zeigte ihre Wirkung, die Abwehr fing sich und auch in der Offensive senkten die Vogtländer die Fehlerquote, was zu einem ausgeglichenen Spiel führte. „Das zeichnet meine Mannschaft aus, dass sie nie aufgibt, sondern sich mit einer guten Abwehr sowie unserem Tempospiel zurück kämpft, immer Gas gibt und sich motiviert“, erklärt Schuldes den 5:1-Lauf zum 9:10 nach 21 Zeigerumdrehungen: „Doch Delitzsch ist nicht umsonst verlustpunktfreier Spitzenreiter, hat nicht nachgelassen und den Druck weiter hochgehalten sowie ihr Spiel konsequent weiter aufs Parkett gebracht.“ So konnten zwar die Füchse beim 12:12 durch Petr Jahn den erstmaligen Ausgleich bejubeln, dennoch ging es mit einem 13:14-Pausenrückstand in die Kabine.
Doch nach dem Seitenwechsel belohnten sich die Rot-Weißen endlich für ihr aufopferungsvolles Agieren mit der erstmaligen 16:15-Führung nach einem erfolgreichen Konter durch Joel Stegner und legten nach 35 Minuten durch den sich stark am Kreis durchsetzenden Jakub Sira zum 17:16 nach. „Nach der Führung nehmen wir uns erst in den nächsten beiden Angriffen zwei unvorbereitete Würfe und schenken zwei Bälle her, dann haben wir eine Überzahlsituation, machen ein unvorbereitetes Kreisanspiel und verlieren den Ball - und dann bekommen wir im Gegenzug noch eine unnötige Zwei-Minuten-Strafe, wodurch wir Delitzsch zurück ins Spiel bringen“, bedauert der Einheit-Trainer die mit 0:2 verlorene Überzahl: „Wenn wir da cleverer spielen, dann können wir in dieser Phase mal kurz Luft holen und Delitzsch mit einem Drei-Tore-Vorsprung unter Druck setzen, aber das haben wir leider nicht geschafft.“ Stattdessen setzten sich die Concorden nach dem letztmaligen 18:18-Ausgleich der Hausherren mit einem Doppelschlag ab, dennoch ließen die Plauener den Rückstand bis zum 20:22 nach 49 Minuten nicht größer werden. „Wir machen es gut und haben eine gute Mischung im Spiel, aber wenn wir nicht über Konter oder zweiter Welle zu einfachen Treffern kamen, haben wir uns im Positionsangriff wirklich schwer getan“, berichtet Mario Schuldes, der sich der Schwierigkeit bewusst ist, gegen die höherklassig erfahrene NHV-Abwehr gute Entscheidungen zu finden: „Wir mussten Spielern immer wieder Pausen geben und wechseln, was es für die Offensivbemühungen nicht leichter machte.“ Doch was danach passierte, ließ nicht nur den letzten Funken Hoffnung unter den 350 Zuschauern in der Einheit-Arena auf einen Überraschungserfolg erlöschen, sondern machte auch den Trainer richtig wütend. „Wir werfen innerhalb von sechs Minuten mit vielen einfachen Fehlern im Angriff, schlechtem Rückzugsverhalten sowie keinem Zugriff in der Abwehr das gute Spiel weg und dann ist so eine Spitzenmannschaft wie Delitzsch so abgezockt, die das eiskalt bestraft“, zürnt Schuldes nach dem 0:6-Lauf zum 20:28: „Das tut wirklich richtig weh und da müssen wir uns auch erstmal schütteln.“ Damit war die Begegnung entschieden und die Suche nach den Gründen für die am Ende viel zu hohe 22:30-Pleite sowie erste Saisonniederlage begann, zumal auch zwei Auszeiten den Negativlauf nicht stoppen konnten. „Es ist eine Mischung aus hoher Belastung, denn das Spiel war unheimlich schnell, da beide Mannschaften viel Druck gemacht haben und dann spielt auch der Kopf mit, trotzdem kam Delitzsch viel zu einfach zu Toren“, versucht sich der Übungsleiter in einer Erklärung: „Delitzsch hat uns mit ihrer Verteidigung sehr viel Druck gegeben, gerade mit ihren offensiven Halbdeckern, da haben wir Probleme gehabt, das zu lösen, obwohl wir das im Vorfeld angesprochen hatten.“ So hatten die Loberstädter den nur zwei Mal einnetzenden Petr Linhart mit einem Doppelblock sehr gut im Griff und die Spitzenstädter fanden dagegen zu selten das passende Mittel, um den Kreis freizuspielen oder den anderen Halben ins Spiel zu bringen - und so musste der mit sieben Toren beste Werfer Jahn oft ins Eins-gegen-Eins gehen, konnte den Raum aber sehr gut nutzen. „Wir hätten 60 Minuten fast fehlerlos spielen müssen, um gegen Delitzsch zu bestehen und sind dann auch bisschen eingebrochen, weil uns die Entlastung von der Bank fehlte“, verweist Mario Schuldes auf den exzellent besetzten Kader des mit 8:0 Zählern weiter verlustpunktfreien Meisterschaftsfavoriten, während die Vogtländer mit 5:3 Zählern punktgleich mit dem Tabellenzweiten auf dem fünften Rang stehen: „Die Defensive mit sehr guten Torhütern von Delitzsch in der zweiten Halbzeit hat das Spiel entschieden und die Nordsachsen waren auch einfach besser, aber ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen, denn jeder hat sein Bestes gegeben.“ (flow)
HC Einheit Plauen: Misar, Dohnal - Model, Janàsek (1), Krüger, Linhart (2), Kacin (2), Kunze, Jahn (7/1), Zbiral (3), Horky (2), Stegner (1), Szöllösi (1), Sira (3); Trainer Mario Schuldes, Co-Trainer Josef Pour, Mannschaftsverantwortlicher Bernd Grimm, Physio Antonia Weller
NHV Concordia Delitzsch: Neuhäuser, Alpers, Ramos-Schwirtz - Eulitz (4), Seifert (2), Amtsberg (5/3), Prautzsch (3), Eckart (1), Bielicki (1), Zierau, Oehlrich (3), Griehl, Hanner (4), Viehweger (2), Reinhardt (5), Teichert; Trainer Jan Jungandreas, Co-Trainer und Mannschaftsverantwortlicher Sven Griehl, Physio Katharina Burkhardt
Verwarnungen: 1 für HC Einheit Plauen, 2 für NHV Concordia Delitzsch
Zeitstrafen: 1 für HC Einheit Plauen, 2 für NHV Concordia Delitzsch
Siebenmeter: 1 für HC Einheit Plauen, 3 für NHV Concordia Delitzsch
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