Einheit verpasst nach Steigerung verdienten Punktgewinn
Wieder müssen sich die Handballer des HC Einheit Plauen auf eigenem Parkett dem HV Rot-Weiß Staßfurt geschlagen geben, wie schon in der vergangenen Saison denkbar knapp mit nur einem Tor: Wieso die 32:33-Niederlage gegen den Tabellennachbarn der Regionalliga Mitteldeutschland am Samstagabend vermeidbar gewesen wäre und warum Trainer Mario Schuldes gleich zweimal laut werden musste.
Als der Schlusssignal ertönte, ging Petr Jahn zu Boden, zog sich das Trikot übers Gesicht und kämpfte auch Minuten nach Abpfiff auf der Bank noch mit den Tränen. Doch die Füchse hatten nicht wegen des halblinken Rückraumspielers verloren, der sich wenige Sekunden vor dem Ende den letzten Abschluss der Partie nahm und am stark haltenden gegnerischen Torhüter Calvin Kleineidam scheiterte. „Das letzte Tor nehme ich auf meine Kappe“, zeigt sich der Einheit-Trainer Mario Schuldes selbstkritisch, der den Tschechen eigentlich Mitte der zweiten Halbzeit mal fünf Minuten Pause geben wollte, da er fast durchgespielt hatte und auch deshalb richtig platt war, weil der 24-Jährige angeschlagen ins Spiel ging, ihn aber dann doch nicht ausgewechselt hatte: „Beim letzten Wurf fehlte dann auch bisschen die Kraft und Konzentration.“ Doch dass der ganze Druck auf einen Punktgewinn überhaupt auf den Schultern des starken rot-weißen Werfers lag, hing mit einem Strafwurf zusammen, den es 47 Sekunden vor dem Ende gab und den der Staßfurter Spielertrainer Steffen Cieszynski sicher zum 33:32 verwandelte - und für reichlich Diskussionsstoff unter den 280 Zuschauern sorgte. „Wenn der Angreifer den Kontakt sucht, dann ist es kein Siebenmeter“, verweist Schuldes auf eine Schulung vom Verband vor der Saison, bei der dieses Thema sehr detailliert und ausführlich besprochen wurde: „So entscheidet leider so ein Siebenmeter die Begegnung, denn es war der entscheidende Wurf.“ Denn Rechtsaußen Adam Janàsek stand mit geschlossenen Beinen, als sein Gegenspieler absprang und frei zum Wurf kam, den Torhüter Jan Dohnal parierte. „Aber wenn wir besser spielen, kommen wir gar nicht erst in diese Situation“, merkt auch der Übungsleiter an: „Das Ergebnis ist frustrierend und ich hatte gehofft, dass wir vielleicht noch einen Punkt sichern können, aber dann hat uns leider auch das Glück gefehlt.“ Wie so oft in diesem Aufeinandertreffen der beiden Tabellennachbarn, in das die Spitzenstädter nicht gut reinkamen und bereits nach 52 Sekunden mit 0:2 zurück lagen. „Wir hatten in der Verteidigung überhaupt keinen Zugriff, deshalb kassierten wir zu einfache Tore aus dem Rückraum oder vom Kreis, was es dann natürlich auch den Torhütern schwer machte, ins Spiel zu finden“, ärgert sich Mario Schuldes: „Die Angriffsleistung war in Ordnung, aber da wir kaum Ballgewinne in der Defensive hatten, kamen wir auch nur selten ins Tempospiel.“ Zwar glichen die Vogtländer immer wieder aus, schafften es aber nicht, selbst einmal in Führung zu gehen - auch, weil mit Abwehrchef Lukas Horky ein wichtiger Deckungsspieler verletzungsbedingt fehlte. „So einen Spieler wie Horky kann man nicht eins-zu-eins ersetzen, wir wollten das zwar als Mannschaft lösen und wussten auch, dass wir alle einen Schritt mehr machen müssen, aber das ist uns zu Beginn der Partie überhaupt nicht gelungen ist“, erklärt der Einheit-Trainer auch die zu vielen Gegentore: „Horky hat uns sehr gefehlt, obwohl Staßfurt genauso agiert hat, wie wir es erwartet und worauf wir uns vorbereitet hatten, aber wir haben einfach nicht gut gedeckt.“ Dazu kam dann in der Mitte der ersten Halbzeit beim Stand von 10:11 eine ganz schwache Phase, in der die Hausherren über zehn Minuten keinen Treffer mehr erzielen und so die Bodestäter auf 15:10 davonziehen konnten. „Wir haben es auch in der Offensive nicht mehr gut gelöst bekommen, haben viele Fehlwürfe und einfache Fehler gemacht“, kritisiert Schuldes zu einfach hergeschenkte Tore: „Dann bekommen wir in Unterzahl auch zwei Gegentore in unser leeres Tor, das tat uns einfach nur weh und darf uns nicht passieren, denn in dieser Situation müssen wir cleverer spielen.“ Doch bis zur Pause fingen sich die Füchse wieder, verkürzten auf 15:18 und kamen nach dem Seitenwechsel mit einem Doppelschlag zum 17:18-Anschluss.
„Wir kommen super aus der Kabine, mit einer aktiven Abwehr und einigen Paraden, kommen ins Tempospiel“, berichtet der Übungsleiter: „In dieser Phase hätten wir die Begegnung zu unseren Gunsten kippen können, denn wir sind dran und machen dann aber drei einfache Fehler.“ So konnten sich die Salzländer bis zum 24:19 nach knapp 40 Minuten erstmals auf fünf Tore absetzen - auch, weil die Rot-Weißen einige Angriffe nicht gut ausspielen und in der Verteidigung Pech haben, dass der Ball wieder bei den Gästen landete. „Wir waren dann wieder zu kopflos und schenkten zu einfach die Bälle her, obwohl wir uns die Abschlussmöglichkeiten gut heraus gespielt hatten, aber dann treffen wir das Tor leider nicht“, weiß auch Mario Schuldes, der bei seiner zweiten Auszeit wie ein Vulkan ausbrach, als zuvor in Unterzahl ein Kempa-Trick versucht wurde, der allerdings mit einem Gegentor ins leere Tor der Plauener bestraft wurde: „Das geht einfach gar nicht, da fehlt mir auch jegliches Verständnis dafür und ich habe den Jungs auch klar gesagt, dass ich so etwas nicht mehr sehen möchte.“ Doch in der Folge kamen die Spitzenstädter in einem schnellen Aufeinandertreffen dank einer stabilen Defensive zu Ballgewinnen, auch konnte der eingewechselte Torhüter Jan Misar an die starke Leistung von Dohnal anknüpfen und sich immer wieder mit sehenswerten Paraden von freien Würfen auszeichnen. „Ich wollte, dass wir weiter unser Tempo hoch halten, Staßfurt noch mehr unter Druck setzen und auch ins Risiko gehen, was auch dazu geführt hatte, dass wir den Ausgleich geschafft haben“, freut sich der Einheit-Trainer: „Die Jungs haben gezeigt, wie es geht, haben um jeden Ball gekämpft und hatten auch mit Hans einen guten Schlussmann, der viel gehalten hat.“ Der Lohn für diese Steigerung war das 27:27 nach gut 50 Minuten und der Beginn einer an Spannung sowie Dramatik kaum zu überbietenden Schlussphase, die auch die Sachsen-Anhalter mit einer zu harten Aktion in der Defensive heiß gemacht hatten, die mit einer roten Karte geahndet wurde. „Ich verstehe nicht, wieso wir diese Leistung nicht über das komplette Spiel zeigen, sondern erst im zweiten Durchgang, nachdem ich die Jungs in der Kabine zusammenschnauzen musste, dass das eine andere Körpersprache sein muss“, fragt sich Schuldes: „Wir hatten aber nun eine richtig gute Deckung, die Jungs haben stark gearbeitet und ordentlich zugepackt.“ Doch wieder leisteten sich die Hausherren in den ungünstigsten Situationen einen Ballverlust oder scheiterten am 16-fach parierenden gegnerischen Torhüter Kleineidam und konnten so selbst nie in Führung gehen. „Wir haben zu viele freie Würfe nicht gemacht, was uns am Ende die Punkte gekostet hat“, bemängelt der Übungsleiter die insgesamt 20 Fehlwürfe: „Aber auch Dohni hat dann am Ende zwei ganz wichtige Paraden, wodurch wir überhaupt erst einmal wieder die Chance haben, an Punkte zu glauben.“ Doch dann fehlte auch das Glück und so rutschen die Vogtländer mit nun 7:5 Zählern auf den fünften Tabellenplatz ab. „Das Ende des Spiels hat schon die ganze Partie widergespiegelt, auch wenn Staßfurt sich hier die Punkte verdient geholt und gut gespielt hat“, resümiert Einheit-Trainer Mario Schuldes: „Ich bin sehr, sehr enttäuscht wegen unserer Leistung, dass wir das nicht besser lösen konnten und eine Begegnung unnötig verlieren, weil wir nicht gut gespielt haben.“ (flow)
HC Einheit Plauen: Misar, Dohnal - Model (1), Janàsek (3), Krüger (2), Linhart (4/1), Kacin (4), Jahn (6/1), Zbiral (7/1), Horky, Stegner, Szöllösi, Sira (5); Trainer Mario Schuldes, Co-Trainer Josef Pour, Mannschaftsverantwortlicher Bernd Grimm, Physio Antonia Weller
HV Rot-Weiß Staßfurt: Herda, Cieszynski (9/1), Kluge (6), Herzan genannt Bertram, Schliwa, Steffen, Haeske (7), Hähnel (3), Winter, Lück (3), Osterloh (4), Kleineidam, Danneberg (1); Trainer Tobias Ortmann, Mannschaftsverantwortlicher Steffen Siebert
Verwarnungen: keine für HC Einheit Plauen, keine für HV Rot-Weiß Staßfurt
Zeitstrafen: 3 für HC Einheit Plauen, 3 für HV Rot-Weiß Staßfurt
Siebenmeter: 5 für HC Einheit Plauen, 2 für HV Rot-Weiß Staßfurt
Disqualifikation: 1 für HV Rot-Weiß Staßfurt (ohne Bericht)
Bild zur Meldung: Einheit verpasst nach Steigerung verdienten Punktgewinn